Eckiges Logo – runde Sache

Es gehört zum Kern meiner Arbeit, Marken zu gestalten, das große Ganze für alle Kanäle durchzudeklinieren. Manchmal ist die Aufgabe auch, ein bestehendes Logo zu überarbeiten. Dabei muss ich mich an gewissen Leitplanken orientieren.  

Sehr viel freier war ich, als es darum ging, für unser eigenes Vorhaben – Kreatur Publishing – einen Look zu kreieren. Ich konnte bei null starten, Bildsprache, Typografie, Schrift und Logo entwickeln.


Die zentrale Frage war: Was muss unser Logo leisten? Es sollte

  • plakativ und gut lesbar sein,

  • sich leicht einprägen,

  • außergewöhnlich aussehen,

  • für verschiedene Medien funktionieren,

  • den Markenkern widerspiegeln,

  • die Zielgruppe erreichen.

Zum Logo gehören unverzichtbar Wort und Schrift. Zwar gibt es in der Markenarchitektur je nach Einsatz auch Bildmarken, die für sich stehen können. Aber in der Regel wurden auch diese im Zusammenspiel mit der Wortmarke eingeführt. Wenige Bildmarken sind so stark, dass sie irgendwann ganz ohne den Markennamen wiedererkannt werden – wie der Apfel von Apple, die vier Kreise von Audi oder der Swoosh von Nike.

Mir persönlich geht es nicht nur darum, den „Designrichtlinien“ einer Markenentwicklung zu folgen, sondern auch um Haltung. Bei der Entwicklung unserer Marke war es mir wichtig, nicht nur ein kraftvolles Design zu konzipieren, das mit unseren beiden etablierten Marken Rat für Ruhm und Ehre und ZIEGLER. harmoniert. Vielmehr wollte ich mit der Schriftwahl einen Diskurs provozieren. Denn wir sehen „die Kreatur“ als widerspenstig, nicht so gefällig.


Der Diskurs, den ich anregen will, dreht sich um die gebrochene Schriftart Fraktur. In unserem Logo verwende ich eine moderne Fraktur „Eskapade“, entwickelt von Alisa Nowak. Für mich die perfekte Wahl. Aber warum ist die Fraktur eigentlich so ungeliebt? Sie wurde in den ersten Büchern verwendet, die jemals gedruckt wurden. 1941 hat die Reichskanzlei sie in einem Beschluss verboten, weil sie die Fraktur auf die sogenannte „Schwabacher Judenletter“ zurückführte.

Verrückterweise wird die Schriftart heute nicht nur häufig von Biermarken wie Bitburger, Corona, Schultheiss oder Warsteiner verwendet, sondern immer wieder auch vom rechten Milieu. So trägt die Fraktur oft den Stempel „Nazi-Schrift“ – zu Unrecht wie ich finde.

Wir denken #allesistmöglich und stellen uns deshalb auch diesem Vorurteil entgegen. Die Schrift „Eskapade“ hat für mich etwas Ungewöhnliches, das zur Kreatur passt: Sie zieht an und stößt ab, verstört und umschmeichelt. Wir mögen sie, weil sie Gegensätze vereint.


Eine Ode an die erste gedruckte Schrift in Bildern mit alltäglichen Konsumgütern.

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